KI im Coaching – ein umfassender Blick
Künstliche Intelligenz (kurz KI) wird zum Alltag und damit relevant für alle – auch für Coaches. Doch dabei geht es um mehr als um die Frage, wie Sie KI als Coach nutzen können. Warum KI im Coaching Thema wird, auch wenn Sie KI als Coach nicht in Gesprächen einsetzen, und vieles mehr, erfahren Sie hier – inklusive spannender Einblicke von Coach und KI-Expertin Anne Rosenblatt.
Inhaltsverzeichnis:
- KI im Coaching: Warum müssen sich Coaches mit KI befassen?
- KI im Coaching einsetzen
- Möglichkeiten und Risiken von KI im Coaching
- Mit KI im Coaching die Wahrnehmung als Coach erweitern
- Visuelles Denken mit KI im Coaching
- KI im Coaching als Reflexionspartnerin
- KI-Coach: Kann Künstliche Intelligenz Coaches ersetzen?
- Fazit zu KI im Coaching
KI im Coaching: Warum müssen sich Coaches mit KI befassen?
KI prägt zunehmend den Arbeitsalltag. Unternehmen müssen Schritt halten, um nicht zurückzufallen. Wie alles Neue erfordert auch das Anstrengung: Führungskräfte müssen fast täglich neue KI-Tools bewerten und gegebenenfalls den Umgang mit Ihnen erlernen – zusätzlich zur Führung ihrer Teams. Das erzeugt hohen Druck und viele Führungskräfte berichten im Coaching und Training, dass KI sie stresst.
Was bedeutet das nun für Sie als Coach? Coaches sollte KI verstehen, um ihre Klienten bei dieser Entwicklung begleiten zu können. Tun sie das nicht, sind sie keine adäquaten Gesprächspartner mehr. Dabei gilt wie immer: Der Coach muss kein Experte für das Thema sein. Aber er muss in der Lage sein, die richtigen Fragen zu stellen, um die Klienten ihren eigenen Antworten näherzubringen.
KI im Coaching einsetzen
„Nicht nur unsere Klienten setzen sich mit KI auseinander, auch wir als Coaches können KI gezielt für uns nutzen, sagt Anne Rosenblatt. Sie ist Trainerin und Mentorcoach bei der Münchner Akademie für Business Coaching und forscht und experimentiert aktiv an der Schnittstelle zwischen Technologie und Menschlichkeit.
Mit dem Ziel, Coaches für den bewussten, reflektierten Einsatz von KI fit zu machen, gibt sie an der Coaching-Akademie Seminare zu dem Thema wie die Fortbildungsreihe „KI-Toolbox für Coaches“sowie die interaktive Masterclass „KI & Zukunft des Coachings. Dabei geht es unter anderem um die Frage: Wo kann ich KI sinnvoll in meine Arbeit integrieren, ohne den Prozess zu entmenschlichen?
Möglichkeiten und Risiken von KI im Coaching
Die grundlegende Frage ist laut Anne Rosenblatt nicht, ob KI im Coaching-Alltag eingesetzt werden sollte, sondern wie sie Coaches unterstützen kann – ohne dass dieser die eigene Haltung verliert.
Laut der Expertin kann KI im Coaching helfen, um …
- sich mit einem Sparringspartner über den Fall auszutauschen und dabei die eigene Haltung als Coach zu reflektieren.
- Muster präzisier zu analysieren (z. B. mit Modellen) und Handlungsoptionen für die nächste Session auszuloten.
- Metaphern zu erstellen, die zur Situation des Klienten passen (z. B. Hamsterrad).
- schneller zu recherchieren (z. B. über die Branche eines neuen Klienten).
- einen ersten Eindruck von neuen Tools und Methoden zu bekommen.
Das alles sollte jedoch nicht während eines Coachings passieren, sondern in der Vor- und Nachbereitung, meint Anne Rosenblatt: „Wenn der Coach im Gespräch KI verwendet, verschiebt sich automatisch der Fokus, wodurch vieles verloren gehen kann. Außerdem sollte ein Coach die Ergebnisse von der KI stets kritisch hinterfragen – schließlich kennt er seine Klienten am besten.“
Was ein Coach bei der Nutzung von KI im Coaching beachten muss
Bei der Nutzung von KI im Coaching ist Vorsicht geboten: „Das Thema Daten ist sensibel. Viele Tools sind nicht konform mit der Datenschutzgrundverordnung. Coaches müssen daher genau prüfen, welches Tool sie verwenden“, erklärt Anne Rosenblatt. Sie selbst nutzt gerne Perplexity, weil dort die Live-Websuche integriert ist und immer Quellenangaben angegeben werden. Auch mit Tools wie Claude oder ChatGPT arbeitet sie regelmäßig.
Die Expertin empfiehlt allerdings, bei jedem Tool auszuschließen, dass mit den eingegebenen Daten trainiert werden darf. „Generell, aber gerade bei der Nutzung von KI im Coaching, ist es wichtig, dass keine personenbezogenen Daten wie Name, Firma, Funktion, Alter, Geschlecht, Herkunft oder Familienstand verwendet werden.“ KI könne außerdem nur unterstützen, wenn Coaches den Output kritisch im Hinblick auf Qualität, Ethik und eigene Werte überprüfen.
Transparenz bei der Nutzung von KI im Coaching
Bevor ein Coach eine KI im Coaching-Prozess nutzt, sollte er seinen Klienten darüber aufklären. „Es ist wichtig, vorher zu fragen, ob es in Ordnung ist, zum Beispiel Mitschriften mit der KI als Sparringspartner zu teilen“, betont Anne Rosenblatt. Transparenz sei außerdem geboten, wenn ein Coach in der Vorbereitung eine Metapher oder ein individuelles Modell mithilfe von KI erstellt hat.
Wahrnehmung als Coach erweitern mit KI im Coaching
KI könnte die Rolle einer reflektierenden Person übernehmen, die zuhört, auf die Körpersprache der gecoachten Person sowie darauf achtet, was gesagt und gefragt wird. „Dazu könnte eine KI im Coaching Video- oder Tonaufnahmen transkribieren und analysieren. Ich sage bewusst ‚könnte‘, weil der Datenschutz dabei eine Hürde darstellt und solche Tools in Deutschlandverboten sind“, so Anne Roseblatt.
Allerdings geht die Expertin davon aus, dass Coachees für derartige Analyse-Werkzeuge grundsätzlich offen wären: „Viele nehmen ihre Sessions selbst auf, um die Denkanstöße im Alltag nicht zu vergessen. Der Unterschied ist aber, dass diese Aufnahmen ihnen gehören und nicht online gespeichert werden.“ Sie selbst macht keine Ton- oder Videoaufnahmen der Gespräche, da sie nicht riskieren möchte, dass mit den bei ihr aufbewahrten Daten etwas passiert.
Mit KI im Coaching das visuelle Denken erweitern
In der Coaching-Praxis gibt es viele visuelle Methoden – beispielsweise können Bildkarten ein Einstieg in ein Coaching-Gespräch sein oder Klienten können mit der LEGO® SERIOUS PLAY®-Methode ihren Gedanken eine physische Form verleihen. KI im Coaching kann dabei unterstützen, komplexe Coaching-Themen visuell zu ordnen oder neue Perspektiven zu öffnen.
„Manchmal hat man ein genaues Bild vor Augen. Die KI kann dabei helfen, das zu erstellen“, erklärt Anne Rosenblatt. Auch Schaubilder und Modelle wie das Wertequadrat oder das Zwiebelschalenmodell können mithilfe einer KI im Coaching dargestellt werden.
KI im Coaching als Reflexionspartnerin
KI kann sowohl als Reflexionspartnerin für Coaches – zur Selbstreflexion im Anschluss an Coaching-Sessions oder als Supervision-Unterstützung – dienen, als auch als Tool, das Coaches ihren Klienten für „Selbstcoaching“ empfehlen.
Anne Rosenblatt findet KI zur Selbstreflexion für Coaches durchaus hilfreich: „KI kann strukturierte Reflexionsfragen stellen, blinde Flecken aufzeigen und bei der Methodenauswahl unterstützen. Aber die menschliche Supervision bleibt unersetzlich für emotionale Resonanz, intuitive Einschätzungen und die Wahrnehmung dessen, was die KI (noch) nicht erfassen kann.“
Als „Selbstcoaching“-Tool kann eine KI im Coaching-Prozess auch den Klienten unterstützen, meint die Expertin. „Eine beliebige KI birgt allerdings das Risiko, nicht den richtigen Output zu bekommen, den es in der Situation bräuchte.“ Einer ihrer Klienten sollte zuhause zum Beispiel das im Coaching-Gespräch gesetzte Ziel reflektieren. Dazu nutze er KI. Diese meinte, dass Selbstfürsorge für ihn ein Thema wäre – selbst konnte sich der Klient aber nicht mit dem Wort identifizieren. „Das kam raus, also wir im Coaching darüber gesprochen haben“, erinnert sich Anne Roseblatt. „Wenn du keinen Coach hast und denkst, die KI reicht, besteht, die Gefahr, dass du keine Emotion zu einem Wort hast und damit das eigentliche Bedürfnis verfehlst.“
Eine mögliche Lösung für einen besseren Output wäre eine vom Coach trainierte KI. Sie könnte systemische Fragen stellen und methodisch fundiert reflektieren – vorausgesetzt, sie wird mit den richtigen Prompts trainiert. Einen KI-Coach für ihre Klienten hat die Expertin bisher noch nicht getestet: „Für das Thema Datenschutz gibt es da noch keine gute Lösung und es wäre viel Arbeit, damit das richtig gut funktioniert.“ Aber auch eine trainierte KI wäre kein Ersatz für echtes Coaching – oder?
KI-Coach: Kann Künstliche Intelligenz Coaches ersetzen?
Viele Coaches fragen sich: Kann KI Coaches ersetzen? Doch dabei kommt es nicht nur auf die Fähigkeiten der KI an, sondern vor allem darauf, inwiefern der Mensch bereit ist, KI als Coach zu nutzen, und welche Erwartungen er an den KI-Coach hat.
KI als Coach – was sie wirklich kann
Künstliche Intelligenz kann gute Tipps und Anweisungen geben, wie mit einem Ernährungsplan. Das fällt allerdings in das Feld der Beratung und nicht in den Coaching-Bereich, auch wenn sich viele Berater als Coaches bezeichnen. Aber KI kann auch detailliert nachhaken, hat Modell-Wissen und kann durchaus Fragen stellen, die zum Nachdenken und Reflektieren anregen.
Ein Punkt, der von Experten als schwierig erachtet wird, ist jedoch, dass beispielsweise ChatGPT trotz Coach-Prompt schnell aus der Coaching-Rolle „rausfallen“ kann (Quelle: neues lernen, Ausgabe 2/2025). „Das hat mit der Technik zu tun, die dahintersteckt“, erklärt Anne Rosenblatt. „Wenn eine Maximal-Anzahl von Nachrichten innerhalb einer Unterhaltung überschritten ist, schneidet die KI den ursprünglichen Prompt ab, nimmt die enthaltenen Anweisungen nicht mehr wahr.“ Um das zu vermeiden, empfiehlt sie, kürzere Chats oder immer wieder ein neues Fenster zu öffnen und den ursprünglichen Prompt reinzukopieren.
Kann ein KI-Coach einen zertifizierten Coach ersetzen?
Ein Problem beim KI-Coach besteht auf Seiten des Nutzers: Der Mensch muss sich darauf einlassen. Möchte er wirklich, dass der KI-Coach ihn versteht, oder nimmt er die Fragen nur als Anregung? Häufig ist es so, dass Menschen eine KI nicht als richtigen Gesprächspartner anerkennen. Die Herausforderung in der Nutzung von KI als Coach geht es also nicht zwangsläufig um die Qualität der KI, sondern in der persönlichen Einstellung des Nutzers ihr gegenüber.
„Ich sehe KI als strukturierte Beraterin zur angeleiteten Selbstreflexion mit Coaching-Elementen, aber nicht als vollwertigen Coach“, sagt Expertin Anne Rosenblatt. „Echtes Coaching braucht die menschliche Resonanz, das Spüren von Emotionen und die Fähigkeit, auch das Unausgesprochene wahrzunehmen.“ Daher sieht sie keine Gefahr, dass ein KI-Coach einen echten, ausgebildeten Coach ersetzen kann, und findet es wichtig, Coaching als Handwerk zu schützen.
Einen KI-Coach zu nutzen, ist eine Frage der Vertraulichkeit
Außerdem stellt sich – wie auch beim Einsatz von KI im Coaching – die Frage der Vertraulichkeit. Inwieweit ist jemand bereit, seine Gedanken und Ideen im Internet preiszugeben? Denn ein Austausch mit einer KI bedeutet: Es gibt Daten, die im Netz bleiben. Das kann den Coachee in seinem Denkprozess blockieren. Er kann nicht frei denken, da er nicht weiß, ob das irgendwann mal aus dem Zusammenhang gerissen werden könnte. Auch das ist eine Frage des Umgangs mit der KI.
Fazit zu KI im Coaching
„KI im Coaching macht Spaß und bringt Erleichterung, ist für mich aber nur ein Tool“, fasst Anne Rosenblatt zusammen. Wie mit jedem Tool komme es auf die Balance an. „Ich hätte meinen Job falsch verstanden, wenn ich alles mit KI machen würde, hätte aber auch ein Problem, wenn ich die technischen Entwicklungen ignorieren würde. Es geht um das richtige Maß.“
Findet KI im Coaching Anwendung, ist es daher wichtig, dass Gefühle und Verantwortung immer noch im Mittelpunkt stehen und KI nur als Werkzeug genutzt wird – nicht als Ersatz für den Coach. Für Anne Rosenblatt ist klar: „KI kann Coaches unterstützen, aber sie ersetzt nicht die menschliche Nähe und das Verständnis.“
Sie sind Coach und wollen mehr über KI im Coaching lernen? Melden Sie sich jetzt zur Masterclass mit Coach Anne Rosenblatt an!

